Die Neutralität der Schweiz
Der Grundsatz der Neutralität gehört seit über 400 Jahren zu den Eckpfeilern der Aussenpolitik der Schweiz. Was unsere Neutralität konkret bedeutet, wurde nie definiert, sondern im Laufe der Zeit gemäss unseren nationalen Interessen ausgelegt, angewandt und weiterentwickelt.
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Debatte über die Grundlagen, die Bedeutung und Konsequenzen der Neutralität der Schweiz neu entfacht:
Dürfen wir bei internationalen Wirtschaftssanktionen gegen Aggressoren mitmachen?
Erlaubt es unsere Neutralität, angegriffene Nationen beim Schutz ihrer Zivilbevölkerung zu helfen?
Dürfen wir mit anderen Ländern militärisch kooperieren, um die Sicherheit unseres Landes zu erhöhen?
Welche Schlüsse lassen sich aus der jahrhundertealten Tradition der Neutralität der Schweiz ziehen?
Wie definieren Historiker, Staats- und Völkerrechtler die Bedeutung und praktischen Folgen unserer Neutralität und was bedeutet die Neutralität für die Bürgerinnen und Bürger der Schweiz? Sag uns deine Meinung!
Geschichte der Schweizer Neutralität
Die Eidgenossenschaft war in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens alles andere als neutral. Sonst wäre sie ja gar nicht entstanden. Die Geburtsstunde der Neutralität war der Dreissigjährige Krieg (1618-1648). Die Tagsatzung wollte aus innenpolitischen Gründen verhindern, dass die politisch und konfessionell fragile Schweiz in den Krieg verwickelt würde. Zum Schutz der Grenzen schuf die Tagsatzung 1647 in Wil mit dem «Defensionale» zum erstenmal eine gesamteidgenössische Landesverteidigung, quasi den Vorläufer der Schweizer Armee.
In den 150 Jahre vor der Französischen Revolution gelang es der Eidgenossenschaft, sich aus allen europäischen Kriegen herauszuhalten. Die verfeindeten Nachbarn respektierten die Neutralität in ihrem eigenen Interesse.
Marco Jorio, August 2025